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Depression - ein Weg der Integration

.... und Selbstermächtigung

Über viele Jahre lang hatte ich keine Träume, keine Visionen, keine Ziele - es gab da nur einen Wunsch, der stets präsent war: 'endlich gehen zu dürfen' - da war so viel an Erschöpfung, Müdigkeit, Trauer, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Kraftlosigkeit, Selbstablehnung, Überforderung, schleichende Selbstzerstörung, Überdruss, Dunkelheit und tiefe Depression. Ein Tunnel ohne Licht.

Mein engster und einziger Verbündeter in dieser Zeit war der Tod, ihn liebte ich. Ich konnte ihn fühlen und mich mit ihm verschmelzen, wie mit (m)einen Geliebten und ich fühlte ihn stets neben mir, hinter mir oder um mich herum. Erst viel später begegnete mir der Tod wieder - durch die Augen meiner Mutter kurz vor ihren eigenen Tod - und es war nbeschreiblich, was ich da sah, was ich fühlte und wahr nahm (dazu dazu in einem anderen Blog). Rückzug und Alleinsein war damals für mich das Wichtigste. Meine Sexualness schwankte während dieser dunklen Zeit hin und her, zwischen lieblos grob, gelangweilt und völligem Desinteresse. Zu Menschen wollte ich kaum mehr Kontakt. FreundInnen verließen mich. Mancher Verlust war damals schmerzhaft. Eine meiner besten Freundinnen ging mit Worten ... "Du bist nicht mehr die, die Du warst, als wir uns kennen lernten. Du brauchst jetzt ne Krankenschwester und die bin ich nicht." Dann plötzlich erlebte ich den ersten Winter OHNE diese durchgängige Endlos-Dunkelheit. Im Nachhinein war meine Depression für mich total heilsam und wichtig, jedoch konnte ich das erst wahrnehmen, wo das Ende erahnbar und fühlbar war.

Die Depression kann eine Form von Kompostier-Prozess sein, wenn man ganz nach unten kommt. Im Komposthaufen verdichten sich die Abfälle mehr und mehr. Irgendwann entsteht HITZE. Die Hitze aktiviert im Komposthaufen letztendlich den Verrottungs-Prozess. Genau so haben sich meine Widerstände, Selbstüberforderung, Selbstvernachlässigung und Ängste im Laufe der letzten Jahre (oder im Laufe des ganzen Lebens) immer mehr verdichtet. Als die Verdichtung zum Höhepunkt kam, entstand der Zusammenbruch und die Depression (höchste Verdichtung und Hitze) war präsent. Für mich ist die Depression sehr gut zu vergleichen mit der Hitze im Komposthaufen. In dieser enormen Hitze verlieren die ursprünglichen Formen (Lebensthemen, Visionen, Glaubenssätze, Wünsche, Vorstellungen, etc) ihre Konturen, alles wird konturlos und fällt sozusagen mehr und mehr in sich zusammen. Der Kompostiervorgang von Grünabfällen dauert maximal ein Jahr, der Kompositiervorgang von Nussschalen jedoch dauert Jahre. Ebenso erfuhr ich es in der Depression. Oberflächliche vordergründige Widerstände, leichte Verletzungen und erst kürzlich erworbenen Blockaden verwandeln sich zuerst; die hartnäckigen Traumatisierungen aus Kindheitstagen dauern länger. Die Hardcore Traumatisierungen - zum Teil sind diese unbewusst - kommen wohl aus den mütterlichen und väterlichen Ahnenlinien; es ist das dunkle Erbe unserer Ahnen. Am Anfang brach für mich alles zusammen, ich fühlte mich kaum noch überlebensfähig, ja ich fühlte mich sogar ohnmächtig, hilflos in dieser Welt, total geschwächt und irgendwann während des laufenden Kompostier Prozesses entstehen so nach und nach wohl-duftende, leichte, lockere, fruchtbare kleine Erd-Krümelchen. In einem Moment nach Jahren sehe ich eine winzig kleine Ansammlung wohlduftender Erde und es macht mich schon ein wenig glücklich.

Die Worte von Jeff Foster zur Depression waren Balsam für meine Seele:

"Deine Erschöpfung hat Würde! Eile nicht, um es zu kategorisieren, zu pathologisieren, oder sie wegzuschieben, denn diese Erschöpfung kann große Intelligenz enthalten, sogar Medizin. Du warst auf einer langen Reise weg von den Sternen, mein Freund. Verbeuge dich jetzt vor deiner Müdigkeit; kämpf nicht mehr dagegen an. Es ist keine Schande, zuzugeben, dass man so nicht mehr weitermachen kann. Sogar die Mutigen haben das Bedürfnis, sich auszuruhen. Denn eine große Reise liegt vor uns. Und wir werden alle unsere Ressourcen dafür benötigen. Komm, setz dich ans Feuer der Gegenwart. Lasst den Körper sich entspannen, lasst euch fallen in die Stille hier. Vergiess das Morgen, lasse die Reise los und versinke in die Wärme des Abends. Jedes große Abenteuer wird von der Ruhe in einem Herzen genährt. Deine Müdigkeit ist edel, Freund, und enthält heilende Kraft.... wenn du ihr nur zuhören würdest....“

Möglicherweise kennst Du solche Phasen tiefer Dunkelheit, vielleicht fühlst Du Dich noch mittendrin, es kann Jahre, ja sogar Jahrzehnte andauernd oder auch viel kürzer. Was für mich in dieser Zeit sehr wichtig war, war einen versierten 'Gärtner' (Therapeutin, Freundin) in meiner Nähe zu haben, die mir die Augen öffnet und mir die bereits 'fruchtbare Erde' aufzeigt, um ihren Duft wahrnehmen zu können. Während der dunkelsten Phase gab es diese eine Freundin, die mir ganz nahe war. Sie kannte die tiefsten Katakomben der Depression aus eigener Erfahrung und sie kannte und kennt die intime Verbundenheit mit dem Tod, wie niemand anderes in meinem Umfeld. Diese Freundin war für mich unendlich heilsam. Sie wohnt weit von mir weg und wir waren meist nur telefonisch oder telepathisch verbunden, sie nahm mich mit in ihren Meditationen, sie war 'meine Gärtnerin in der Anderswelt' - und ich bin zutiefst dankbar, dass sie für mich da war.

Während einer tiefen Depression einen verständnisvollen Freund zu haben, der einen nicht belehrt und zurechtweist und rausholen will, das ist heutzutage Luxus oder ein Wunder. In dieser langen Dunkelheit habe ich sehr sehr viel gelernt und mir wurde währenddessen neue Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Talente geschenkt. Die fruchtbare durchkompostierte Erde zeigte sich u.a in Form von Wahrnehmungsintensität, Körper Sensibilität, Verständnis für die Verhaltensmuster und Gedanken meiner Mitmenschen, 'Sehen' von Krankheitsursachen, Beziehungskonflikten und individuelle Lösungswege zu 'empfangen'. Bist Du am gefühlt tiefsten Punkt angekommen, wirst Du einen himmlischen Zustand der tiefen Entspannung, der Hingabe oder Samadhi erfahren. Du wirst den Zugang zu den Bewusstseinsebenen von Theta und Delta erfahren. In diesem Zustand der Hingabe bist du bereit all die Gaben zu empfangen, die dir bei der Rückkehr für Dein neues Leben zur Verfügung stehen.

In Deinem neuen Leben und in der Welt wieder angekommen, kann es eine Weile dauern, bis Du dich an das gleissende Licht der Menschenwelt gewöhnt hast. Anfangs könnte es sein, dass Du Dich sehr leicht verletzlich, scheu, langsam, weltfremd oder hypersensibel fühlst. Auch dabei ist Begleitung von Vorteil, obwohl Mensch in der Lage ist, es auch alleine vollbringen, wie bei meiner Freundin.

Kennst Du Phasen von Depression, von Burnout, Überforderung, Ohnmacht, Todessehnsucht? - Das sind alles Anzeichen dafür, dass du bereit bist, in die Tiefe gehen zu können. Du kannst diesen Weg vollkommen alleine gehen - das hat meine Freundin über Jahr hinweg so praktiziert, sie ist eine sehr starke und weise Frau - jedoch empfehle ich Dir, suche Dir TherapeutInnen oder und Coaches, mit denen Du dich wohl und verstanden fühlst.

Wünscht Du Unterstützung und Führung beim in die Tiefe gehen - das kann sehr kurz und effizient gehen, das habe ich mittlerweile heraus gefunden - oder beim 'Wieder Aus- und Aufstieg', bin ich gerne für Dich da.

Herzlichst, Deine Karin Weyrich